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Geschichte der Kritischen Gesamtausgabe der Werke und Briefe Friedrich Nietzsches

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*** ARTICOLO IN AGGIORNAMENTO ***

Die Verwirklichung der Kritischen Gesamtausgabe der Werke Nietzsches – und später auch seiner Briefe – verschaffte Giorgio Colli und Mazzino Montinari internationalen Ruf. Die Ausgabe liegt heute in fünf Sprachen vor – deutsch, französisch, italienisch, japanisch und englisch – und dient als Grundlage jeder wissenschaftlichen Beschäftigung mit Nietzsche.

Daher soll hier eine knappe Chronologie der schon früh gefassten Pläne Giorgio Collis für dieses umfassende Projekt gegeben werden. Zunächst für die vollständige italienische Ausgabe, dann für die deutsche Kritische Gesamtausgabe und schließlich für die Ausgaben in den anderen Sprachen. Als Grundlage dienten in erster Linie Dokumente aus dem Archivio Einaudi, Turin, sowie aus dem Archivio Colli, Florenz.

Juni 1945

Colli schlägt dem Verlag Einaudi (mit dem er seit 1943 in Verbindung steht) eine Übersetzung »sämtlicher Werke« Nietzsches und Schopenhauers vor. Der Vorschlag wird Cesare Pavese während einer Besprechung vorgetragen. [Giampaolo Dossena, Gespräch mit Giorgio Colli, L’Espresso vom 29. 10. 1978, S. 95]. Pavese hält die Zeit für Nietzsche noch nicht reif.

1948

Das Vorwort zu seinem Buch Physis kryptestai philei schließt Colli ab mit den Worten: »Nach unserer Sicht der Dinge, die wir hier zu begründen versuchen werden, ist von den Griechen bis heute wenig Lebendiges begriffen worden, bis auf das, was Nietzsche und Burckhardt gesagt haben.«

 

Februar 1949

Colli schlägt Einaudi die Übersetzung eines der Werke Nietzsches vor: der Dionysos-Dithyramben oder der Nachgelassenen Schriften aus der Basler Zeit. [Brief an F. Balbo v. 2.2.1949]

Januar 1950

Neuer Vorschlag einer Übersetzung der Nachgelassenen Schriften aus der Basler Zeit [Brief an C. Pavese vom 16.1.1950], »die noch nicht übersetzt worden sind, die aber sehr wichtig sind.« Abschlägige Antwort von F. Balbo. [Brief an Colli v. 27.1.1950]

Frühjahr 1950

Colli veröffentlicht eine Besprechung von K. A. Goetz: Nietzsche als Ausnahme. Zur Zerstörung des Willens zur Macht, Freiburg, 1949, in: Rivista di filosofia, n. 2, S. 227-231. Das Buch, »eine radikale Verdammung Nietzsches, dessen Persönlichkeit auf die Züge der Krankheit und des Egoismus reduziert wird«, ist ein Beispiel für den Versuch, sich des Gespenstes Nietzsche zu entledigen. »Nietzsches pathologische und unmoralische Position wird stets vorausgesetzt und niemals durch die konkrete Untersuchung seiner Lehren nachgewiesen.« »Der Autor ist besorgt durch die Vorstellung, dass Nietzsche ein Deutscher ist, und er bemüht sich um den Nachweis, dass sein Volk endlich reif genug ist, ihn zu überwinden...«.

Oktober 1950

Im Programmrat des Einaudi-Verlags wird am 11. Oktober Collis Vorschlag beraten sämtliche acht Bände der Nachgelassenen Schriften (aus der Groß-Oktav-Ausgabe) herauszugeben. Der Vorschlag wird abgelehnt, aber es gibt eine vage Zustimmung zur Herausgabe der ersten zwei Bände [Brief von Scassellati an Colli vom 12.10.]. Es entsteht ein Zwist zwischen dem römischen und dem Turiner Zweig des Verlags: Nach der Rekonstruktion von L. Mangoni [in: Pensare i libri. La casa editrice Einaudi dagli anni trenta agli anni sessanta, Torino 1999, S. 599, Fn. 618] ist es der römische Zweig, insbesondere D. Cantimori, der sich der Veröffentlichung Nietzsches widersetzt. Colli fährt selbst nach Rom, jedoch ohne wesentliche Ergebnisse zu erreichen. [Brief an Scassellati v. 5.11. 50]

Februar 1951

Scassellati schreibt an Colli, um ihm zu versichern, dass Balbo und Bobbio beabsichtigen, die Frage nach Nietzsche erneut zu stellen. [Brief vom 21.2.1951]

September 1952

Gespräch mit Giulio Einaudi. Es wird mit Colli, zusätzlich zur Leitung der Reihe »Klassiker der Philosophie« (gemeinsam mit Balbo und Bobbio) die Übersetzung der Nachgelassenen Schriften Nietzsches aus den Jahren 1869-1876 vereinbart (wofür Colli ab Oktober 1952 ein monatliches Honorar erhält). Colli schreibt zwei Jahre später: »Vor zwei Jahren hatte ich Herrn Dr. Einaudi versprochen, bis heute sechs Werke zu liefern, und zwar ... Nietzsche, Nachgelassene Schriften 1869 – 1876 ...« [Brief an Luciano Foà vom 23. 9. 1954].

Unter Collis Titelvorschlägen für die Reihe »Klassiker der Philosophie« findet sich: Nietzsche, Nachgelassene Schriften 1868-1875; der Titel wird auch von Balbo in die offizielle Liste übernommen und an G. Einaudi weitergeleitet. Auch in Collis Vorschlägen für die »Bibliothek philosophischer Bildung«, ebenfalls im September 1952, tritt das Interesse für Nietzsche wieder hervor. Unter anderem wird »ein Werk über Nietzsche« vorgeschlagen, »das ich schreiben würde, oder, wenn Ihr einverstanden seid könnte es der Bertram* sein.« [*F. Bertram, Nietzsche. Versuch einer Mythologie, 1918.]

Oktober 1954

Im Protokoll des Treffens wegen der Reihe »Klassiker der Philosophie« am 13. Oktober, an dem Balbo, Bobbio, Colli und A.C. Solmi teilnehmen, erscheint unter den Büchern, die bis Juni 1955 im Verlag eintreffen sollen, auch: Nietzsche, Nachgelassene Schriften aus der Basler Zeit.

September 1956

Einreichung des Typoskripts der übersetzten Nachgelassenen Schriften aus der Basler Zeit bei Einaudi. [G. P. Dossena, Gespräch mit G. Colli, in L'Espresso, a.a.O.].

März 1957

»Rückkehr zu Nietzsche: IV. Buch der Fröhlichen Wissenschaft. Genealogie der Moral. Nachgelassene Schriften zu »Der Wille zur Macht.« [La ragione errabonda, S. 84 u. 599]

Juni-Juli 1957

Colli beginnt mit der Niederschrift »eines Buches über unsere Krise«, hauptsächlich Nietzsche gewidmet [vgl. La ragione errabonda, S. 83-112]. Diese Texte werden später wieder aufgegriffen und bilden die Grundlage für sein Buch Nach Nietzsche (1974).

Juli 1958

Brief an den Verlag Einaudi, angeregt durch Luciano Foà, mit dem Vorschlag einer Kritischen Nietzsche-Ausgabe, oder, alternativ, einer vollständigen italienischen Ausgabe auf der Grundlage der besten bereits vorhandenen deutschen Ausgaben [Brief an Foà vom 3.7.1958]. Ablehnende Antwort bezüglich der Kritischen Ausgabe; dagegen Einverständnis bezüglich der vollständigen italienischen Ausgabe, die in der Reihe »I Millenni« erscheinen soll. [Brief von Luciano Foà vom 17.7.1958]

Oktober 1958

Nietzsches Schopenhauer als Erzieher, übersetzt von Mazzino Montinari, eröffnet die von Colli im Verlag Boringhieri herausgegebene Reihe »Enzyklopädie der Klassiker«. In derselben Reihe werden drei weitere Werke Nietzsches erscheinen.

November 1958

Die vollständige italienische Nietzsche-Ausgabe soll bei Einaudi nicht mehr in der Reihe »I Millenni« erscheinen, sondern in der Reihe »Classici della filosofia«. [Brief von Luciano Foà vom 10.11.1958]

Januar 1959

Anfang des Monats besprechen Colli und G. Einaudi den Plan der Vollständigen Werke Nietzsches. Mündliche Einigung. [Brief von Colli v. 28.1.1959]

Februar 1959

Colli schickt dem Verlag einen Vertragsentwurf, der von G. Einaudi mit geringfügigen Änderungen angenommen wird. Bei dieser Gelegenheit erwähnt Colli die Ernennung von M. Montinari zum Mitherausgeber der Ausgabe. [Brief von Colli v. 1.2.1959 und Antwort von Foà v. 5.2.1959].

Juni 1959

Colli schreibt: »Die Vorarbeiten für den Nietzsche kommen gut voran, wenn auch mühsam – denn ich will mich vorab der Arbeit der Übersetzer versichern...«. [Brief v. 19.6.1959].

Januar 1960

Einaudi schließt mit Sossio Giametta einen Vertrag für die Übersetzung von Menschliches, Allzumenschliches ab, mit Ferruccio Masini für Morgenröthe, Fröhliche Wissenschaft und die zugehörigen nachgelassenen Schriften. Colli plant, die Herausgabe der vollständigen Werke mit diesen Bänden zu beginnen, und nicht mehr mit den nachgelassenen Schriften der späten Jahre, die zu Der Wille zur Macht gehören, denn dort treten schwerwiegende philologische Probleme auf. [Brief von Colli v. 26.1.1960]

Juni 1960

Colli bittet um ein persönliches Gespräch mit G. Einaudi bezüglich der bevorstehenden Nietzsche-Ausgabe. [Briefe von Colli an Foà v. 20.6.1960 und an G. Einaudi v. 11.7.1960]

Juli 1960

Vertrag zwischen Einaudi und Mario Carpitella für die Übersetzung der nachgelassenen Schriften aus der Basler Zeit, Vorlesungen und philologische Schriften. [Brief von Colli an Foà v. 11.7.1960]

September 1960

Colli trifft G. Einaudi, um den Erscheinungsplan der Gesamtausgabe Nietzsches festzulegen. Möglicherweise hat Colli bei dieser Gelegenheit Einaudi von der Notwendigkeit überzeugt, in Weimar vor Ort die mit der Herausgabe des Nachlasses verbundenen philologischen Probleme zu sichten.

November-Dezember 1960

Dass es zwischen Colli und Einaudi eine Einigung bezüglich eines Arbeitsaufenthaltes in Weimar gegeben hat, zeigt die Tatsache, dass Foà die Organisation einer ersten Erkundungsreise zum Goethe-Schiller-Archiv übernommen hat: »Bezüglich des Zugangs zu den Weimarer Archiven werde ich in etwa zehn Tagen mit Cases sprechen, wenn ich nach Rom kommen werde (er scheint mir beste Verbindungen zu haben).« [Brief von Foà v. 7.11.1960]. Und später: »Cases hat sowohl den offiziell Zuständigen als auch einem Freund in Weimar geschrieben.« [Brief von Foà v. 6.12.1960].
Inzwischen stellt Colli den Zeitplan für die Abgabe der Bände der vollständigen Werke vor: erster Band im Januar 1961 - letzter Band im Juni 1962 [Plan vom 6.12.1960].

April 1961

Endlich trifft Montinari in Weimar ein, um die Handschriften Nietzsches in Augenschein zu nehmen. Von dort »meldet er bemerkenswerte Ergebnisse, nach der ersten Berührung mit dem Material« [Brief von Colli v. 11.4.1961 und Antwort von Foà v. 21.4.1961]. Montinari schreibt an Colli aus Weimar am 8.4.1961: »Diese Reise ist das wichtigste Ereignis meines Lebens... ich danke Dir, dass Du die Idee dieser Reise nach Weimar hattest; ich habe das nicht vergessen ...«.

Mai 1961

Aufgrund der Ergebnisse der Arbeit in Weimar, die die Notwendigkeit einer auf die Originalhandschriften gegründeten Ausgabe der Nachgelassenen Schriften erweist, schlägt Colli dem Verlag Einaudi abermals die bereits in seinem Brief vom 3.7.1958 skizzierte Kritische Nietzsche-Ausgabe vor, findet damit aber wahrscheinlich keine große Zustimmung.

Juni 1961

Colli ist ungeduldig, aber der Verlag Einaudi nimmt sich Zeit [Collis Brief v. 11.6.1961 und Antwort von Foà v. 19.6]. Colli bittet um ein Treffen mit G. Einaudi; Foà antwortet ihm in einem privaten Brief: »Bezüglich des deutschen Nietzsche [die Kritische Ausgabe, Anm. d. Red.] herrscht eisige Kälte...«, und teilt ihm mit, dass er Ende des Monats den Verlag Einaudi verlassen wird. [Collis Brief v. 26.6.1961 und Antwort von Foà v. 6.7.1961]

Herbst 1961

Die Begegnung zwischen Colli und Einaudi findet statt; Einaudi lehnt eine große verlegerische Gelegenheit ab: die Kritische Ausgabe der Werke Nietzsches, die später von Colli und Montinari verwirklicht wird und auf Französisch, Italienisch, Deutsch, Japanisch und Englisch erscheinen wird. Später wird Colli das Gespräch so schildern: »Er sagte, er sei daran nicht interessiert...« DOSSENA: »Also ist es nicht wahr, dass Einaudi jene Nietzsche-Ausgabe geplant hatte, die nun bei Adelphi erscheint. Und wie kam es zum Bruch?« COLLI: »Es muss etwas passiert sein«. Colli spielt im Laufe des Gesprächs auf einen Widerstand von Delio Cantimori an, aber er nimmt dazu nicht Stellung, und fährt fort: »Im Juli 1961 verließ Foà den Verlag Einaudi. Bei meinem Gespräch mit G. Einaudi hatte ich Foàs Unterstützung nicht. Im Herbst 1961 bestätigte mir Einaudi, dass er am zweiten, im Mai von mir vorgeschlagenen Plan, den gesamten Nietzsche herauszugeben, nicht interessiert sei, und er sagte mir, dass er auch am ersten Plan nicht länger interessiert sei, für den wir 1959 einen Vertrag abgeschlossen hatten, zu dem bereits mehrere Übersetzungen vorlagen und zwei Bände bereits gesetzt waren... Ich erhielt den deutlichen Eindruck einer wohl überlegten Entscheidung, die keineswegs durch einen persönlichen, launenhaften Sinneswandel Einaudis bestimmt war. Damit endeten alle meine Verbindungen zu Einaudi und seinem Verlag.« [Gespräch mit Colli von G.P. Dossena, in L’Espresso, a.a.O.].

Mai-Oktober 1961

Mittlerweile war eine für das Italien jener Jahre typische »Kulturpolemik« ausgebrochen. Cesare Vasoli, »Garins wichtigster Assistent« [Brief von Colli an Solmi v. 24.4.1956, in dem von Vasoli in äußerst positiver Form die Rede ist], prangerte in einem im Mai 1961 in der Zeitschrift »Itinerari« erschienenen Artikel die Tatsache an, dass sich in der philosophischen Kultur Italiens irrationalistische Themenkomplexe immer mehr verbreiteten, die sich »nach einer neuen Flucht aus der Realität und aus der Geschichte« richteten. Als Beispiele für »irrationalistische Dekadenz« wurden sowohl die Ausgabe Nietzsches sämtlicher Werke, als auch die bei Boringhieri erscheinende »Enzyklopädie der Klassiker« angeführt. Es war ein gegen Colli gerichteter Angriff. Vasoli (oder gewissermaßen Garin selbst) hatte Colli (den Colli der Aristoteles-und Kant-Ausgaben wohlgemerkt) im Jahre 1956 um seine Fürsprache bei Einaudi gebeten, um in der Reihe »Klassiker der Philosophie« den lateinischen Giordano Bruno herauszugeben; Vasoli (oder Garin) warf Colli im Jahr 1961 vor, er würde »uns die Lektüre des konsequentesten reaktionären Philosophen [Nietzsche] zumuten, verbunden mit ‚geflügelten’ lobpreisenden Einleitungen«. Der Angriff beeinflusste mit Sicherheit die Entscheidungen des Beirats im Verlag Einaudi. D. Cantimori – einer der einflussreichsten Berater Einaudis – veröffentlichte in derselben Zeitschrift »Itinerari« eine sehr ambivalente Entgegnung, ungeachtet der Kommentare durch Montinari und, in dessen Gefolge, durch Giuliano Campioni. Er sagte, dass die Kenntnis Nietzsches nicht etwa zur Erweiterung der eigenen Weltsicht dienlich sei, sondern vielmehr dazu, gefeit zu sein gegen »die furchtbarsten Auswirkungen des zeitgenössischen Irrationalismus«, und schloss: »Natürlich werde ich Nietzsche nicht in dasselbe Regal stellen, wo Einaudis Gramsci, Einaudis und Feltrinellis Salvemini stehen, auch nicht dorthin, wo Laterzas Nitti, oder Marx, oder Plato stehen; werde ich ihn zu den Dichtern und Tragikern und Romanschreibern tun, ins Regal der Monstrositäten oder der Astrologen?«. Für die akademische Kultur Italiens (die Rede ist von Garin und Cantimori!) ist es noch zu früh, um Nietzsche aus dem Regal der Monstrositäten zu holen. In Frankreich sieht das anders aus.

Juni 1962

Luciano Foà gründet den Adelphi Verlag, nach Verhandlungen zur Finanzierung mit Roberto Olivetti und Paolo Boringhieri. Adelphi ist entschlossen, die Kritische Nietzsche-Ausgabe zu verwirklichen, sucht aber einen ausländischen (möglichst einen deutschen) Verlag, um sich mit diesem die Kosten zu teilen. Verhandlungen mit Gallimard in Paris sind bereits angelaufen. In Frankreich ist bereits ein beachtliches Interesse an Nietzsche vorhanden.

August 1962

Vertragsabschluss mit Gallimard. Die Kritische Ausgabe der Werke und der Nachgelassenen Schriften Nietzsches beginnt dank zweier nichtdeutscher Verlage: Adelphi und hauptsächlich Gallimard; mit der Merkwürdigkeit, dass zwei Übersetzungen erscheinen, die auf der Grundlage eines neu etablierten aber noch nicht veröffentlichten kritischen Textes ausgeführt werden. Colli »schickt seine Männer nach Weimar« noch bevor er vom glücklichen Ausgang der Verhandlung erfährt [Brief von Foà v. 13.8.1962]. Während der ersten Jahre wird Montinari von S. Giametta und M. L. Pampaloni unterstützt. Die Arbeit an der Nietzsche-Ausgabe beginnt.

November-Dezember 1962

Adelphi übernimmt von Einaudi die bereits fertigen Nietzsche-Übersetzungen [Brief von Foà an Einaudi vom 4.2.1962]. Die Suche nach einem deutschen Verlag geht weiter, die editorische Arbeit schreitet zügig voran.

1963

Die editorische Arbeit wird fortgesetzt.

Oktober 1963

Aus einem Brief von D. Cantimori an K. Löwith, den dieser uns vorgelegt hat, geht die Einstellung des italienischen Historikers gegenüber Colli und seinem »Projekt Nietzsche« nachträglich klar hervor. Cantimori schreibt: »… der Ausbruch ist durch die Wut verursacht, die bei mir die von Prof. Colli angeführten nietzscheanisch-platonischen Ästheten auslösen…« [Brief von Cantimori vom 15.10.1963]. Damit wird Collis Eindruck vom Herbst 1961 bestätigt, Cantimori habe die Nietzsche-Ausgabe bei Einaudi verhindert. Oder lag es doch an Garin?

1964

Die Suche nach einem deutschen Verleger geht weiter. Gallimard vermittelt Verhandlungen mit Rowohlt, Luchterhand, später mit Nijhoff. Es bestätigt sich die von Colli in seiner Rezension von Goetz 1950 sowie in seinem Brief v. 3.7.1958 an Foà ausgedrückte Vorahnung: Die Deutschen sind noch nicht reif für Nietzsche und trauen zwei »unbekannten« Italienern nicht.

Januar 1964

In der Vorschau auf die Reihe »I classici Adephi« erscheint: »Die Werke Friedrich Nietzsches. Erste auf der Grundlage der veröffentlichten und der nachgelassenen Handschriften durchgeführte Ausgabe« von G. Colli und M. Montinari. Der erste, allgemeinere Teil ist von Colli, der folgende, eher technische Teil von Montinari.

Juli 1964

Colli und Montinari nehmen am »VIIe colloque philosophique international de Royaumont, "Nietzsche"« teil (4.-8. Juli). Sie tragen vor über: »État des textes de Nietzsche« (erschienen in Cahiers de Royaumont. Philosophie, n. VI, Les Éditions de Minuit, Paris, 1967). Die Bedeutung der neuen Ausgabe wird – in Collis kurzer Einleitung – in der größeren Menge der nachgelassenen Schriften und Fragmente (fast doppelt so viele wie in früheren Ausgaben) gesehen, und (im Unterschied zu den willkürlichen Zusammenstellungen der Vergangenheit) hauptsächlich darin, dass »il faut que ces écrits posthumes soient présentés comme ils ont été écrits; il faut donc que nous publions chacun des cahiers des notes écrits par Nietzsche, et suivant l'ordre chronologique de leur rédaction«.

Oktober 1964

Bei Adelphi erscheint der erste Band der italienischen Ausgabe: Morgenröthe und Nachgelassene Schriften 1879-81. Die »philosophischen« Einleitungen sind von Colli; später (1980) werden sie zu einem Band zusammengefasst [Scritti su Nietzsche, Adelphi – dt. Übers.: Distanz und Pathos]. Collis erster Vorschlag an Cesare Pavese im Juni 1945 liegt nunmehr 19 Jahre zurück.

1965

K. Löwith – der an den Gesprächen in Royaumont teilgenommen hatte – nennt die Aversion deutscher Verleger gegen die neue Kritische Ausgabe eine »nationale Schande« und wird beim Insel-Verlag und beim Frankfurter Suhrkamp-Verlag, sowie später bei W. de Gruyter in Berlin als Vermittler tätig. Anscheinend hat sich Löwith von Cantimoris Tirade nicht allzu sehr beeindrucken lassen.

Juni 1966

Vertragsabschluss mit W. de Gruyter über die Kritische Gesamtausgabe der Werke Nietzsches. Der erste Band wird 1967 erscheinen.

Dezember 1966

Colli vermerkt in seinem Tagebuch: »Eine Pause in der Arbeit … noch immer über Nietzsche. Ich bearbeite allein den dritten Band und habe bereits 390 Seiten des Nachlasses transkribiert. Ende März muss er vollständig abgeschlossen sein… Andere Ideen kommen zum Vorschein; noch ist der Plan nicht entschieden, auch die »Briefe« Nietzsches herauszugeben. Mazzino wird in einigen Tagen nach Berlin fahren, um die Verhandlungen mit de Gruyter wieder aufzunehmen. Aber dieser Plan begeistert mich nicht.« [La ragione errabonda, a.a.O., S. 600]. Das »Projekt Nietzsche« ist für Colli so gut wie abgeschlossen. Er hat bereits anderes im Sinn.

1967

Nach Vertragsabschluss mit de Gruyter, einem wissenschaftlichen und akademischen Verlag, den Colli nach vier Jahren eher akzeptiert denn ausgesucht hat, und der der Nietzsche-Ausgabe einen philologisch-technischen Charakter aufprägt, zeichnen sich Differenzen zwischen Colli und Montinari ab: Montinari fügt sich – folgt dabei aber auch der eigenen Neigung – und spürt das Bedürfnis am kritischen Apparat zu arbeiten, geduldig den versteckten Zitaten nachzugehen, den »historischen« und kulturellen Kontext zu rekonstruieren, in dem Nietzsche lebte und dachte. Für Colli dagegen »muss Nietzsche in keiner Weise interpretiert [...] werden. [...] Man braucht ihm bloß Gehör zu schenken [...] in seiner Einheit und Totalität. [...] Denn leben bedeutete für ihn schreiben, und schreiben hieß nichts anderes, als die Flüge seiner Phantasie und die Qualen seines Denkens offen auszusprechen, wie in einem Spiegel zu reflektieren.«

1967

Vertragsabschluss mit Gallimard, de Gruyter und Adelphi über die Ausgabe der Briefe Nietzsches.

Mai 1968

Bei Gallimard erscheint der erste Band der französischen Ausgabe: Le gai savoir. Fragments posthumes 1881-82.

1969

Vertragsabschluss mit dem Verlag Hakusuisha in Tokio über die Kritische Gesamtausgabe der Werke Nietzsches. Die ersten Bände werden drei Jahre später erscheinen.

1972

Der Verlag Barral Editores in Barcelona interessiert sich für eine spanische Ausgabe der Werke. Die Verhandlungen bleiben ergebnislos.

Juli 1974

Bei Adelphi erscheint Dopo Nietzsche. Damit wird jenes durch den deutschen Denker inspirierte »Buch über unsere Krise« verwirklicht, an dem Colli 1957 zu schreiben begonnen hatte.

6. Januar 1979

Tod Collis.

Oktober 1980

In Deutschland erscheint, als Gemeinschaftsprojekt von de Gruyter in Berlin und dtv in München, die Kritische Studienausgabe, eine vollständige, preiswerte Taschenbuchausgabe mit schlankerem kritischem Apparat als die »hypertrophen« Apparate der großen Ausgabe. Colli ist zwei Jahre zuvor verstorben. Montinari kommentiert: »Das ist Giorgios Ausgabe, ich habe sie für ihn gemacht.« In dieser Ausgabe sind die zu den Werken oder zu den Nachgelassenen Schriften von Colli für die italienische Ausgabe verfassten Einleitungen als Nachworte enthalten.

24. November 1986

Tod Mazzino Montinaris.

April 1987

Colli und Montinari erhalten (in memoriam) den Preis der Wheatland Foundation in New York für die Kritische Gesamtausgabe der Werke F. Nietzsches.

1995

Bei Stanford University Press, Stanford, California erscheinen die ersten Bände der Complete Works of F. Nietzsche based on the edition by G. Colli and M. Montinari. 

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